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Am Eichenlaub fliegt die Täuschung auf

"Ein als Hauptmann verkleideter Mensch führte gestern eine von Tegel kommende Abteilung Soldaten nach dem Köpenicker Rathaus, ließ den Bürgermeister verhaften, beraubte die Gemeindekasse und fuhr in einer Droschke davon." So war es zu lesen am 17. Oktober 1906 in den Berliner Zeitungen.

In deutschen Kaiserreich hat sich der Schuster Wilhelm Voigt geradezu eines Kapitalverbrechens schuldig gemacht. In eine falsche Uniform gekleidet. Führte er als "Der Hauptmann von Köpenick" das Wilhelminische Militär an der Nase herum. Mit Gefängnishaft würde dieses Delikt heute wohl nicht mehr bestraft. An Aktualität hat die Maskerade dennoch nichts eingebüßt - wie der Fall eines falschen Brigadegenerals zeigt. Dieser hatte sich auf zahlreichen Veranstaltungen -vorzugsweise des Reservistenverbandes - eingeschlichen. Jetzt flog er auf.

Der Mann muss über Jahre hin überzeugend gewirkt haben. Nachvollziehbar werden seine Auftritte vom Zeitpunkt des Sommerfestes eines Offizier-Vereins im vergangenen Jahr an. Dort stellt sich ein uniformierter Oberst i.G. Amtmann ( Name geändert) vor. Er lässt sich als Mitglied des Vereins eintragen mit der beiläufigen Bemerkung, sein Dienstsitz befinde sich „im Umfeld des Finanzministers". Er solle dort Truppenübungsplätze und militärische Liegenschaften in den Neuen Ländern abwickeln. Wirklichen Anstoß nimmt an dieser Legitimation niemand. Während des Festes gestattet sich der vorgebliche Oberst eine „Anzugserleichterung". Er legt die Krawatte ab und krempelt die Ärmel hoch - nicht unbedingt das Verhalten eines Offiziers, schon gar nicht eines Heeresoffiziers, als der er sich darstellt. Das erregt den Argwohn eines Luftwaffenoberst, dem Standortältesten.

Viereinhalb Monate später treffen sich beide wieder. Der Luftwaffenoberst repräsentiert die Bundeswehr am Volkstrauertag. Bevor die Veranstaltung beginnt, begrüßt er den aus einem Wagen steigenden Amtmann- dieser nunmehr im Range eines Brigadegenerals. Noch während er zur Beförderung gratuliert, fallen ihm ein ziviler Mantel mit goldenen Knöpfen und die Schirmmütze auf. „ Davon abgesehen, dass Heeres­ Soldaten vorzugsweise Barett tragen, ist es auch für einen gerade beförderten General ungewöhnlich, eine Stabsoffiziersmütze mit einfachem Eichenlaub zu tragen", denkt sich der Luftwaffenoberst, behält seine Zweifel an der Identität des Generals aber für sich. Die Anzugsordnung der Bundeswehr sieht an einer Generalsmütze doppeltes Eichenlaub in Gold vor.

Während der Feierstunde kündigt sich der Brigadegeneral dem Oberst für eine Veranstaltung des Reservistenverbandes einige Tage später an. Der Zufall will es, dass der Luftwaffenoberst dort referiert. Bis dahin forscht er in Personalstellen und beim MAD nach dem Brigadegeneral. Das Ergebnis: „General Amtmann existiert nicht!" Feldjäger in Zivil bitten den falschen Offizier am Veranstaltungsabend zur Überprüfung des Truppenausweises in ein separates Zimmer. Zur Sicherheit wird die Polizei hinzugezogen, die feststellt, dass es sich um ein gefälschtes Dokument handelt. Herr Amtmann wird aufgefordert, Dienstgradabzeichen und Orden abzulegen.

Dem Offizier-Verein gehört der falsche General nicht mehr an. Seinem Ausschluss folgte die Beteuerung des Vorstandes, sich künftig von Aufnahmekandidaten eine vollständige Legitimation zu verschaffen. Zu fragen ist, was „Herrn General“ zu seinem Schauspiel bewegte. Das dürfte die Staatsanwaltschaft klären oder gar ein Gericht, wenn es zur Anklage kommt.

 Quelle:  LOYAL Nr. 1 Januar 2003